Sachsens Glanzzeiten unter dem prunksüchtigen August dem Starken (1670 - 1733) sind seit Jahrhunderten vorbei. Doch die Sehnsucht nach Weltgeltung, Pracht und Opulenz ist unauslöschbar. Einst präsentierte der berühmteste Vertreter aus der Sippe der Wettiner in seinem barocken Zwinger-Juwel 2000 Orangenbäume in 30 verschiedenen Arten. Ab morgen sollen wenigstens wieder 76 der Bitterorangen-Bäumchen in blau-weißen Pfanztöpfen Aufstellung finden. Ob man sie bemerkt? Schließlich stehen auf Balustraden, in Nischen und auf Konsolen auch noch rund 700 kunstvolle Sandstein-Figuren. Augusts Bäume wurden übrigens um 1865 ein Opfer des bürgerlichen Vandalismus. Hoffentlich schützt man sie heute besser...
Das wahre alte Dresden ging im Inferno der anglo-amerikanischen Bombenteppiche des 13./14. Februar unter, bei dem mindestens 25 000 Bürger getötet wurden. Auch wenn mancher die angeklebten Neumarkt-Fassaden rund um unsere Frauenkirche oder den in den 1950er Jahren an West- und Ostseite wieder entstandenen Altmarkt für authentisch und historisch hält - die ehrlichsten echten Zeugen der Stadt aus vergangenen Tagen sind die letzten 800 Gaslaternen. Einige davon haben in Striesen überlebt. Jetzt will die Stadt 100 von ihnen an der Augsburger Straßen gegen unromantische mit elektrischem Licht austauschen. Dagegen laufen Dresdens Bürger Sturm. Gottes Segen ist ihnen dabei sicher.
Ein Dresdner macht Elbflorenz seit über einem Jahr zum Hochzeits-Mekka für Bräute aus ganz Deutschland. Seit der 54-jährige Star-Designer Uwe Herrmann die Galionsfigur der nachmittäglichen VOX-Sendung "Zwischen Tüll und Tränen" wurde, ist die Zahl der Hochzeits-Touristen in die sächsische Landeshauptstadt sprunghaft gestiegen. Die täglich 800 000 bis eine Million VOX-Zuschauer lassen nicht nur die Kasse von Ostdeutschlands größten Brautmodegeschäft auf der Wilsdruffer Straße (Herr Herrmann hat hier ständig 6000 Kleider vorrätig) klingen. Sie beleben Hotelerie, Gastronomie und den Einzelhandel.
Einer der ältesten und besten Knaben- und Männerchöre der Welt, unser über 800 Jahre alter Dresdner Kreuzchor, singt heute in der überwältigenden Akustik der Kuppelhalle des Dresdner Hauptbahnhofes. 10 Uhr treffen die 120 Sänger unter Leitung des 50-jährigen Chor-Dirigenten Peter Kopp mit der Kreuzchor-Straßenbahn ein und treten sogleich auf der großen Freitreppe unter der Bahnhofsuhr zum Konzert mit Volksliedern und internationalen Ohrwürmern zusammen. Die Kreuzchorvesper um 17 Uhr in der Kreuzkirche Dresden dirigiert heute ebenfalls Peter Kopp.
Er soll 37 Tote wieder zum Leben erweckt, 626 Kranke geheilt, neun Besessene von Dämonen befreit, 46 Blinde sehend und neun Taube hörend gemacht haben: Bischof Benno von Meißen! Der 1524 heilig gesprochene Hirte Gottes starb zwischen 1105 und 1107, war ab 1066 bis zu seinem Tode der zehnte Bischof von Meißen. In sechs Räumen zeigt die sensationelle Ausstellung "Ein Schatz nicht von Gold" auf der Meißener Albrechtsburg nun 210 mit seinem Leben und Wirken verknüpfte Exponate. Die bis 5. November geöffnete Ausstellung ist die größte Ehrung Sachsens für den Heiligen seit der Zerstörung seines Grabes am 14. Juli 1539.
Der Mathematisch-Physikalische Salon im Dresdner Zwinger eröffnet morgen die einzigartige Schau über eine Wundermaschine aus der Renaissance. Im Mittelpunkt der Ausstellung "Der Planeten wundersamer Lauf. Eine Himmelsmaschine für Kurfürst August" steht vom 12. Mai bis 16. Juli die 1563 bis 1568 von Eberhard Baldewein für Sachsens Herrscher geschaffene Planetenlaufuhr. Die 118 Zentimeter hohe Uhr aus vergoldetem Messing zählt zu den Prunkstücken der weltberühmten Dresdner Sammlung.
Mit 1,5 cm dicken Kompressen sollen jetzt an den 290 Jahre alten Steinen unserer Frauenkirche unschöne Salz-Ausblühungen entfernt werden. Es geht um das größte, original in das Gotteshaus eingefügte, Ruinenteil zwischen den Eingängen A und G aus Postaer Sandstein. Es stammt noch vom Erstbau ab 1726. Mit Zellstoff-Tonmineral-Bandagen wollen Experten die den Stein angreifenden Salzionen aus der Kirche saugen. Für die Sanierungs-Spezialisten wurde bereits ein großes Gerüst errichtet. Die Arbeiten am schönsten protestantischen Dom nördlich der Alpen werden bis Juli dauern, kosten mindestens 85.000 Euro.
Unweit des Mosaikbrunnens im Dresdner Großen Garten - der grünen Lunge der Elbestadt - hat sich eine ganz besondere Eiche erhalten. Sie ist weit über 300 Jahre alt und zeigt noch heute Wunden des schrecklichen Infernos vom 13./14. Februar 1945. Als die schönste Barockstadt Europas im Hagel englischer und amerikanischer Bomben unterging, über 25.000 Menschen lebendig verbrannten, von Trümmern erschlagen wurden, in Luftschutzkellern grausam erstickten, zerhackten Bombensplitter auch diesen Baum. Manch alter Dresdner spricht sogar davon, dass er von einer Tiefflieger-Salve getroffen worden sein soll. Doch die wehrhafte deutsche Eiche überlebte, schlug sogar im gleichen Jahr schon wieder aus. Anlässlich des heutigen Tages der Befreiung Dresdens durch Truppen der Roten Armee bekam der Wunderbaum gestern erstmals ein Gedenktafel.
Die 1895 eröffnete und seit 1908 elektrisch betriebene Dresdner Standseilbahn transportiert jedes Jahr über 300 000 Einheimische und Touristen von Loschwitz hoch zum Weißen Hirsch über dem Elbtal. Für Revision und TÜV-Prüfung bleibt die 547 Meter lange Strecke mit zwei Tunneln und Viadukt ab heute bis 19. Mai außer Betrieb. Ein Anruflinientaxi, das 20 Minuten vor der geplanten Abfahrt telefonisch buchbar ist, soll bis zur Wiedereröffnung Ersatz schaffen.
Weil Bademeister und Kassierer teurer sind als die Summe aller Eintrittsgelder, schafft die Wein- und Gartenstadt Radebeul am westlichen Stadtrand Dresdens jetzt in ihrem Freibad Lößnitzbad beide Posten ab. Gleichzeitig wird das beliebte Naturbad mit 22.000 Quadratmeter See ab 13. Mai rund um die Uhr gratis besuchbar sein. Weiterhin gibt es Unterstellmöglichkeiten bei Regenschauern, existiert ein Imbiss, säubert die Stadt mehrmals täglich die Toiletten und reinigt die Liege- und Spielwiesen.
Hausbesitzer und Jäger schlagen Alarm! Waschbären sind rund um und in Dresden ungehindert auf dem Vormarsch. Während 1997 in ganz Sachsen nur fünf Waschbären erschossen wurden, waren es letztes Jahr schon 7230 Stück. Sie brechen in Häuser ein und verwüsten ganze Böden und Wohnungen, hinterlassen Kot mit giftigen Keimen, fressen die Eier der Singvögel, zerwühlen Mülltonnen, übertragen Krankheiten auf Haustiere und Menschen. Noch nie war die Plage so schlimm wie heute. Den Jägern bleibt nichts anderes übrig, als die Bären in Fallen zu fangen und zu erschießen.
Möchten Sie auch den heutigen Tag geistlich gestärkt begrüßen? Dann schließen Sie sich der Morgenandacht auf dem Turm unserer Dresdner Frauenkirche an! Treff ist 6 Uhr am Eingang G. Dann erklimmen Sie mit der Frauenkirch-Pfarrerin den Turm in 67 Meter Höhe, steigen über 281 Stufen mit 14 Prozent Steigung. Dort oben sind Sie Gott viel näher als sonst im Elbtal, genießen - wenn Petrus mitspielt - den Sonnenaufgang über der Stadt.
Direkt neben der Dresdner Tabakmoschee eröffnet am Wochenende eine supermoderne Ballsportarena. Den 15-Millionen-Bau verdank Dresden dem 51-jährigen Diplom-Medizintechniker Uwe Saegeling, Chef der Saegeling-Gruppe mit 150 Mitarbeitern, aus Heidenau. Der Präsident, Hauptsponsor und Mäzen des Handballvereins HC Elbflorenz wurde zum Bauherr des futuristischen Objekts, dass in der Kultur- und Kongress-Stadt multivalent nutzbar ist. Samstag, ab 10.30 Uhr, gibt es für alle Interessenten einen Tag der offenen Tür!
Die Kunstwelt trauert um einen Genius mit außergewöhnlicher Handschrift und Vielseitigkeit. Vor allem seine auf urzeitlichen Höhlenmalereien basierenden Strichmännchen machten ihn unverwechselbar. Dienstag starb der unter dem bürgerlichen Namen Ralf Winkler 1939 in Dresden geborene Maler, Grafiker und Bildhauer A. R. Penck 77-jährig in Zürich. Konventionen aus dem Weg gehend, schlug sich der bei mehreren Documentas in Kassel vertretene Mann zuerst u. a. als Briefträger und Heizer durch Leben. 1980 aus der DDR ausgebürgert, arbeitete er z. B. in Köln, London und Dublin, war Professor in Düsseldorf. In seiner Geburtsstadt erinnert die sechs Meter hohe Bronzefigur auf dem Dach des art'otels an ihn.
Im Johanneum am Jüdenhof nahe Neumarkt und Frauenkirche, dem Verkehrsmuseum Dresden, ist jetzt die für 750 000 Euro neu konzipierte Ausstellung zur Schifffahrt mit noch nie gezeigten Großexponaten zu sehen. Der 48-jährige Museumschef Joachim Breuninger präsentiert erstmals nicht nur Schiffsmodelle, sondern auch viele Sachzeugen und Dokumente. In der angedeuteten Arche geht es z. B. auch um die DDR-Binnenschiffahrt und -Hochseefischerei.