Für viele Menschen ist der Gottesdienst in der Frauenkirche ein besonderes Erlebnis.

Kirche heute

Die evangelisch-lutherische Frauenkirche Dresden ist heute wieder das Wahrzeichen Dresdens, barockes Symbol der Stadtgeschichte und ein sakraler Ort, der zu ökumenischer Offenheit einlädt. Wie in kaum einem anderen Bauwerk lebt hier der Geist des Glaubens, der Liebe, der Hoffnung und der Barmherzigkeit. Geprägt durch ihre leidvolle Historie soll sie vor allem ein spiritueller Raum sein, der zum Erinnern, zur Versöhnung und zum Frieden auf unserem Planeten beiträgt. Als Kirche ohne eigene feste Gemeinde richtet sie sich sowohl an Gläubige als auch an alle interessierten Menschen. Das offene Haus Gottes feiert Gottesdienste (auch Segensgottesdienste anlässlich von Eheschließungen und Tauf-Gottesdienste), veranstaltet Andachten sowie zahlreiche weitere geistliche Veranstaltungen. Mittlerweile zählt die Dresdner Frauenkirche zu den weltweit beliebtesten Sehenswürdigkeiten. Ein Besuch der Kirche, die ganz aus Sandstein errichtet wurde, ist deshalb ein Muss für jeden Touristen, der in Sachsens Landeshauptstadt weilt. Von den Katakomben (heute Unterkirche genannt) bis zur Aussichtsplattform in 68 Meter Höhe mit dem Traumblick über die Stadt und ihre reizvollen Umgebungen lässt sich die Frauenkirche bei Führungen oder alleine erkunden. Darüber hinaus ist sie Veranstaltungsort für hochkarätige geistliche und weltliche Konzerte, zu denen neben der Sächsischen Staatskapelle, der Dresdner Philharmonie oder dem Dresdner Kreuzchor häufig die besten Klangkörper und renommiertesten Solisten der Erde anreisen. U. a. Literaturabende und Lesungen komplettieren das facettenreiche Angebot.

Stiftung Frauenkirche Dresden

Die bereits während des Wiederaufbaues mit Genehmigung des Staatsministers des Inneren des Freistaates Sachsen am 28. Juni 1994 errichtete Gemeinnützige Stiftung Frauenkirche Dresden (Urkunde vom 3. August 1994) organisiert das heutige Leben im Gotteshaus. Stifter sind die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens, der Freistaat Sachsen und die Landeshauptstadt Dresden. Als ihre Organe fungieren das Stiftungskuratorium, der Stiftungsrat und die Geschäftsführung. Das Stiftungskuratorium setzt sich aus zurzeit sechs geborenen Kuratoren, fünf gekorenen Kuratoren und 26 Ehrenkuratoren zusammen. Geborener Vorsitzender ist der jeweilige Landesbischof der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens. Der mit einem Aufsichtsrat vergleichbare Stiftungsrat aus gegenwärtig sechs Mitgliedern überwacht die Tätigkeit der Stiftung. Für das „operative Geschäft“ zeichnet die Geschäftsführung verantwortlich, welche sich aus Frauenkirchpfarrer Sebastian Feydt (Sprecher), Dipl. rer. pol. Christine Gräfin von Kageneck und Frauenkirchpfarrer Holger Trautmann zusammensetzt. Ihnen unterstehen auch die neun Verantwortungsbereiche: Pfarrbüro, Besucherdienst, Konzertmanagement, Kirchenmusik, Gebäudemanagement, Marketing, Spenderbetreuung, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie Controlling und Rechnungswesen. Zur Aufrechterhaltung des Betriebes mit seinen technischen Anlagen und dem Verwaltungsapparat, der Qualität des spirituellen Lebens und der Musikveranstaltungen wirbt die Stiftung auch weiterhin um Spender und Stifter. Die Besucherzahlen seit der Weihe sind nicht anders als spektakulär zu nennen. Im Sommer 2011 hatten bereits über acht Millionen die Spätbarockkirche besucht oder an einer Führung teilgenommen. Fast 2,5 Millionen Menschen zählte man bis dahin bei den 933 Gottesdiensten und 2850 Andachten, 850 000 bei Konzerten. Den Aufstieg zur Kuppel hatten bis 2001 mehr als 1,75 Millionen Dresdner und Touristen gewagt. Jedes Jahr finden etwa zwei Millionen neu in das Gotteshaus. Für 2013 wird die Zahl von 16 Millionen Besuchern erwartet.

Das gottesdienstliche Leben

Schon in der Phase des Wiederaufbaues spielte der Dienst an Gott im improvisierten Ambiente eine herausragende Rolle. Seit Sommer 1996 vereinte die Unterkirche Zehntausende bei Andachten, Gottesdiensten und Friedensgebeten. Im Jahre 2000 wurde mit Pfarrer Stephan Fritz (geb. 1960) ein leidenschaftlicher Prediger und Seelsorger berufen, der die Kirche ohne eigene feste Gemeinde bis 2006 entscheidend prägte. Heute wird hier ein breitgefächertes gottesdienstliches Leben angeboten, für welches der 1. Pfarrer Sebastian Feydt (geb. 1965) und der 2. Pfarrer Holger Trautmann (geb. 1963) verantwortlich zeichnen. An Sonntagen und Feiertagen feiern sie 11 Uhr und 18 Uhr Gottesdienste, in der Regel an jedem 3. Sonntagabend als Anglikanischer Gottesdienst in englischer Sprache. Obwohl die Predigtkirche des Ev.-Luth. Landesbischofs Jochen Bohl (geb. 1950) die Dresdner Kreuzkirche ist, findet man ihn auch häufig auf der Frauenkirch-Kanzel. Bis 2013 wurden schon über 600 Taufen, darunter 150 Erwachsenen-Taufen, gezählt. Auch Trauungen sind so begehrt, dass Termine ein Jahr im Voraus vergeben werden. Täglich um 12 Uhr erinnert die Friedensglocke die Gläubigen ans Gebet. Werktags findet die Mittagsandacht statt, können sich Besucher bei Orgelmusik zu Einkehr und Besinnung in der Kirche einfinden. Weiterhin werden ökumenische Abendgebete und Meditationen angeboten, findet der Besucher werktags zwischen 14 und 16 Uhr in der Taufkapelle Seelsorgerinnen und Seelsorger für ein persönliches vertrauliches Gespräch. Die auch in Sachsen in einem dem Glauben an Gott eher abgewandten Umfeld agierende Ev.-Luth. Landeskirche ergreift mit der Dresdner Frauenkirche die Chance, Menschen ohne Beziehung zum Christentum erstmals an die Religion heranzuführen. Dafür gibt es z. B. die „Religion für Neugierige“.

Die Kirchenmusik der Dresdner Frauenkirche

Die großen Musiktraditionen Sachsens und das überaus reiche Musikleben Dresdens können sich seit 2005 auch in der Frauenkirche wiederspiegeln. Seit 2005 trägt Frauenkirchkantor Matthias Grünert (geb. 1973) für die Kirchenmusik die Verantwortung. Er leitet u. a. den Großen Chor (80 Sängerinnen und Sänger), den Kammerchor (40 semiprofessionelle Sänger und Sängerinnen) und das aus zehn Berufsmusikern vornehmlich von Sächsischer Staatskapelle und Dresdner Philharmonie gebildete Orchester „ensemble frauenkirche“. Zur Kantorei gehört seit 2005 auch Frauenkirchenorganist Samuel Kummer (geb. 1968), dessen Domäne das Orgelspiel an der neuen Orgel (siehe RUNDGANG!)ist. Neben der Musik in Gottesdiensten und bei Andachten erklingt unter seiner Leitung das zauberhafte Instrument u. a. bei den „Geistlichen Sonntagsmusiken“, im „Backzyklus“, dem „Dresdner Orgelzyklus“, den „Literarischen Orgelnächten“ oder der „Orgelnachtmusik“. Daneben entwickelte sich die Frauenkirche zu einem besonderen Konzerthaus (etwa 130 Konzerte pro Jahr), das sowohl der klassischen als auch moderner Musik eine Heimstatt bietet. Die wichtigsten sächsischen Klangkörper wie die Sächsische Staatskapelle, die Dresdner Philharmonie oder der Kreuzchor gastieren häufig zu Konzerten. Trotz tückischer Akustik zieht das Haus Gottes darüber hinaus Spitzenorchester aus aller Welt, führende Dirigenten, Instrumentalsolisten und Gesangsinterpreten unserer Zeit magisch an.

Das Geläut – die älteste Glocke stammt von 1518!

Am ersten Mai-Wochenende 2003 bekam Elbflorenz seine Seele zurück. Den sieben neuen Glocken der wieder aufgebauten Frauenkirche bereitete die Bevölkerung einen ergreifenden Empfang. 25 000 Dresdner und Touristen säumten bereits am Freitag die Straßen, als der Tieflader in feierlichem Schritttempo den Prozessionszug durch die Innenstadt begann. Am Neumarkt, vor der Baustelle der Frauenkirche, ließ die Glocke Maria, die einzige gerettete alte Glocke der Frauenkirchen von 1518, zum Empfang der sieben Schwestern ihre helle Stimme ertönen. Die Gedächtnisglocke „Maria“ (Gewicht 380 Kilogramm, Nordwestturm) ist die einzige aus dem historischen Geläut und trägt eine lateinische Inschrift, deren deutsche Übersetzung lautet: „Sei gegrüßet, Maria, du mit Gnaden erfüllte. Der Herr ist mit dir, du Mutter der Barmherzigkeit. 1518. Jahr“. Sie hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Vermutlich ist sie eine Arbeit des berühmten Stück- und Glockengießers Martin Hilliger aus Freiberg, der sie 1518 für das Hauptgeläut der Stiftskirche des Zisterzienserklosters Altzella goss. Nach der 1540 erfolgten Aufhebung des Klosters schenkte sie Kurfürst August von Sachsen (1526 - 1586) im Jahre 1557 der Frauenkirche. Hier rief sie mit Glocken aus dem 14. Jahrhundert, aus dem Jahre 1489 sowie einer von 1619 neu hinzu gefügten die Christen zu Gottesdienst und Amtshandlungen. 1722 wegen Baufälligkeit des Turmes in einen Glockenstuhl zu ebener Erde gehängt, kam „Maria“ 1734 in den Südwest-Seitenturm über Eingang C der barocken Frauenkirche, wo sie bis 1925 Dienst tat. Dann passte sie nicht mehr zu drei neu gegossenen Glocken und wurde an die evangelische Anstaltskirche der Landesanstalt Hubertusburg verkauft, 1940 in die Liste der unbedingt erhaltenswerten D-Glocken von hohem geschichtlichen oder künstlerischen Wert aufgenommen. Damit entging sie dem Einschmelzen im II. Weltkrieg, gelangte nach 1945 als Geschenk zur Kirchgemeinde Wermsdorf. 1960 kam „Maria“ an die Kirchgemeinde Dittmannsdorf und von dort nach 72 Jahren Abwesenheit wieder zur Frauenkirche. Das insgesamt 163 600 Euro teure Geläut ist das stimmenreichste, das die Frauenkirche jemals besessen hat. Statt vier verfügt es nun mit der „Maria“ über acht Glocken. Deshalb ist es erstmals auf zwei der vier Seitentürme (Nordwestturm und Südwestturm) verteilt. Die Glockenstühle bestehen aus zehn Kubikmeter extra lange abgelagertem Eichenholz. Ebenfalls aus Eichenholz gearbeitete Joche werden per Linearantrieb mit Hilfe von Magneten in Schwingung versetzt. Die sieben neuen Glocken sind eine Arbeit der 1725 gegründeten Glockengießerei Albert Bachert im schwäbischen Bad Friedrichshall (Baden-Württemberg), wo diese Kunst von einer 20-köpfigen Mannschaft in siebter Generation ausgeübt wird. In den Werkshallen der Firma in Bad Friedrichshall und Karlsruhe finden sich die gleichen Materialien, die schon im Mittelalter Verwendung fanden: Ziegelsteine, Lehm, Stroh, Wachs und Rindertalg für den Kern und die Form sowie fünf Tonnen Bronze für den Guss der Frauenkirch-Glocken. Acht Wochen dauerte die Herstellung einer Glocke. Auch die Jahrtausendglocke für den Hamburger „Michel“ kam von hier. Bei dem prestigeträchtigen Auftrag war bei sechs Glocken sogar ein zweiter Anlauf nötig. Denn ein noch nie aufgetretenes Phänomen verdarb den Guss. Der wichtige Prinzipalton Prim – das Klanggerüst einer Glocke wird aus den Prinzipaltönen Prim, Terz, Quint sowie dem Ober- und Unterton gebildet – war zweimal zu hören. Ursache des Missklangs war die durch den Künstler Christoph Feuerstein aus Neckarsteinach detailreich plastisch ausgeformte Glockenzier. Für den Zweitguss, welcher traditionsgemäß an einem Freitag 15 Uhr zur Sterbestunde Jesu stattfand, reduzierte Feuerstein die Zier.